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Wieviel Fläche brauchst du wirklich?

Inhaltsverzeichnis

Aktuell liegt die durchschnittliche Wohnfläche einer Person in der Schweiz bei knapp 46m2. Das ist viel Platz. Wenn man aber genauer hinschaut, sind wir heute bei gleich vielen Quadratmetern angelangt wie schon im Jahr 1920 (BFU Gebäude- und Wohnungsstatistik 2020). In den letzten 10 Jahren ist dieser Schnitt sogar von fast 50m2 auf 46m2 gesunken.

Dennoch wären laut einer Studie des EWZ Zürich die Menschen in der Stadt (die Landbevölkerung wurde nicht untersucht) auch mit noch weniger Platz zufrieden. Obwohl dort der Flächenverbrauch pro Kopf bei rund 47m2 liegt, geben die Leute an, auch mit 33m2 nicht das Gefühl haben zu müssen, auf etwas zu verzichten. Das ist eine Differenz von 14m2, also ein ganzes Zimmer weniger!

Man kann nur spekulieren, ob die Studie bei einer Befragung der ländlichen Bevölkerung ähnliche Resultate produziert hätte. Denn speziell auf dem Land wird gross gebaut, Genügsamkeits-Statistik hin oder her. Dabei scheint insbesondere beim Bau von Eigenheimen der Trend eher in Richtung Maximalisierung zu gehen.

Fläche Grundriss Haus Architektieren Skizze

Externer und interner Druck

Bei der Entscheidung wie viele Quadratmeter Du bauen möchtest, bekommst Du es mit einem Teil zu tun, der tief in Dir begraben liegt. Ein Überbleibsel Deiner Vorahnen, die  von ständiger Nahrungsknappheit bedroht wurden. Entsprechend musste auch zugegriffen werden, wenn denn mal was da war, um in mageren Zeiten besser über die Runden zu kommen. 

In Zeiten von Supermärkten müssen wir uns in Mitteleuropa zum Glück nicht mehr von diesem Maximalismus-Prinzip leiten lassen, aber es bleibt bis heute ein vorprogrammierter Reflex. Die Marketingwelt nutzt diesen Reflex zum Beispiel, um uns Knappheit vorzugaukeln. Die Strategien sind uns bekannt: Zeitlich oder in Anzahl begrenzte Angebote, 3 für 2-Aktionen und Prozent-Angebote. Diese Strategien funktionieren so gut, weil wir auf keine Gelegenheit verzichten wollen und befürchten, etwas zu verpassen wenn wir nicht zuschlagen. 

Ein zweiter, innerer, Druck ist der soziale Druck. Wohnungs- und Hausgrößen sind nun mal Statussymbole. Du kannst schlecht mit einer kleinen Wohnung angeben. Und Du beneidest vermutlich den Nachbarn auch nicht, wenn sein Haus kleiner ist als Deines.

Um uns das Leben noch schwerer zu machen, bist Du als Hausbauende Person (egal wie gross dieses ist) dem externen Druck der Bauindustrie ausgeliefert. Das Interesse der Baubranche besteht darin Dich als Kunde dazu zu bringen, möglichst viele ihrer Produkte und Dienstleistungen zu kaufen. Je größer Du baust, desto besser also. Die Baulobby ist mächtig und verfügt über unglaubliche finanzielle Ressourcen. Es verwundert also nicht, wenn Du tagtäglich in Prospekten, Werbung und an Messen in Versuchung gebracht wirst, diese und jene Produkte einzuplanen oder gleich zu kaufen.

Kosten

Der grösste Kostentreiber beim Hausbau  ist eindeutig seine Größe. Jeder nicht gebaute Quadratmeter bedeutet weniger Materialkosten für Dich. Nach Angaben von B+P Baurealisation Zürich (Artikel im Beobachter-Magazin) kannst Du mit jedem nicht gebauten Quadratmeter bei einem klassischen Haus im Schnitt 4000 CHF einsparen. Das bedeutet eine Einsparung von 60’000 CHF für ein nicht gebautes Zimmer von 15m2. Oder eine Einsparung von 40’000 CHF für ein 30m2 statt 40m2 grosses Wohnzimmer!

Weniger Quadratmeter bedeutet auch, dass Du weniger Volumen beheizen musst. Es bedeutet, dass Du weniger Parkett zu verlegen, weniger Leitungen einzuziehen und weniger Wand zu streichen hast. Ein kleines Haus gibt weniger Arbeit für die Handwerker, die bezahlt werden müssen – und weniger Arbeit für Dich, wenn du selber Hand anlegst. Und zu guter Letzt: weniger Quadratmeter bedeutet weniger Platz, um die Räume mit Möbeln vollzustellen, die Du eigentlich gar nicht brauchst – man kann ja einen Raum nicht einfach leer lassen…

Mit einer sorgfältigen Planung muss eine kleinere Wohnfläche keine Einbusse der gefühlten Großzügigkeit einer Wohnung bedeuten – im Gegenteil! Kleinere Räume bedeuten eine bessere Ausleuchtung mit Tageslicht, bieten bessere Möblierbarkeit, mehr Behaglichkeit etc.

Fazit

Fläche ist ein teurer Spass, und die spontane Reaktion zum Maximalismus muss nicht zwingend die richtige sein. Mit rationalem Denken kannst Du Deine Urtriebe übersteuern und so viele Quadratmeter bauen, wie Du für richtig hältst. Nicht, was Dein innerer Höhlenmensch oder die Baulobby für richtig hält.

Bei der Fläche geht es darum, nicht das Meiste, sondern das Beste rauszuholen.