Mit Format und Grösse der Fenster ungeahntes Potential ausschöpfen
Hoch- oder Querformat? Wie viele Fenster, wie gross sind sie? Mit oder ohne Sturz, bodenlang oder mit Brüstung? Holz, Metall, Plastik? Schiebe-, Hebe-, oder Doppelflügel? Wenig andere Bauteile sind so detailliert konfigurierbar wie das Fenster. Fenster haben aber auch unendlich viel Gestaltungs-Potenial. Dieses Potential kannst auch du ausschöpfen, wenn du ein wenig Zeit in die richtige Konfiguration investiert.
Mit der Größe und Position eines Fensters in der Wand entscheidet sich nur, ob der Raum dahinter gut mit Tageslicht ausgeleuchtet wird. Das wäre lediglich die Hauptfunktion des Fensters. Mit Aspekten wie Format, Fensteranschlag und Lage des Fensters in der Wand entscheidest du mit, wie wohl du dich in einem Raum fühlst. Viele der ‚weichen‘ Eigenschaften eines Raumes wie Privatsphäre, Geborgenheit, Offenheit oder Grosszügigkeit werden hauptsächlich von der Fensterkonfiguration bestimmt.
Mit einer sorgfältigen Gestaltung kannst du ein Wohnzimmer in einen gemütlichen Wintergarten verwandeln, eine Diele zu einem Spielzimmer machen, oder eine Werkstatt in ein Malatelier transformieren. Je nachdem was du willst. Unglücklich getroffene Entscheidungen führen wiederum dazu, dass ein Raum ungefähr so viel Charme bekommt wie ein Keller, ein Container oder eine Abstellkammer.
Ein gut gestaltetes Fenster kann ein Wohnzimmer in einen gemütlichen Wintergarten verwandeln, eine Diele zu einem Spielzimmer machen, oder eine Werkstatt in ein Malatelier transformieren.
Stehende oder liegende Fenster
Historisch hat sich in den allermeisten Fällen das stehende Hochformat-Fenster durchgesetzt. Dies vor allem wegen seiner einfacheren Bauweise. Technisch ist es einfacher und günstiger, kurze Lücken in einer Mauer oder in einem Holzrahmen zu überbrücken als breite.
Zudem bietet dir ein schmales aber hohes Fenster bessere Belichtungs- Eigenschaften gegenüber einem Querformat: das Tageslicht kann durch den grösseren Einfallswinkel weiter in den Raum eindringen und führt so zu einer natürlichen Ausleuchtung.
Ich möchte es gleich hier vorwegnehmen: Mit hochformatigen Fenstern bist du gestalterisch auf der sicheren Seite.
Einerseits hast du im Kopf schon mehr Bilder von hochformatigen Fenstern gespeichert, weil diese bauhistorisch einfach mehr verbreitet sind. Andererseits werden für repräsentative Gebäude fast ausschliesslich Hochformate verwendet (Rathäuser, Villen, Kirchen etc.), Hochformate stellen also auch eine Verbindung zu allem her, was mit diesem Status in Verbindung steht. Querformate findest du hingegen eher in der Industrie und im Gewerbe, wo viel Fläche möglichst gleichmässig ausgeleuchtet werden muss.
Kleiner Exkurs: das Bandfenster
Das liegende Fenster, oder in der Moderne auch ‘Bandfenster’ genannt, erlangte kurzzeitig Popularität während der klassischen Moderne um die 80er Jahre. Ursprünglich mit dem Gedanken, gleichmässiges Licht in die Räume zu bringen, ging es wohl vordergründig um etwas anderes. Nämlich zu demonstrieren, dass die Fassaden nicht länger statisch tragend sind. Mit von der Fassade zurückgesetzten Stützen konnte neu auf der gesamten Fassadenbreite Fenster eingefügt werden, ohne dass dazwischen tragende Wandstücke sein mussten wie bis anhin – eine eindrucksvolle Neuheit, die man auf jeden Fall zur Schau stellen wollte.
Fensterfronten: Fluch und Segen zugleich
Wenn die Fenstergröße früher noch durch die Herstellung der Scheibengrösse begrenzt war, ist dies heute kaum noch relevant. Scheiben können mittlerweile bis 3 mal 6 Meter gross hergestellt werden. Aber Vorsicht: Nur weil man grosse Scheiben machen kann, heisst das nicht, dass man auch große Scheiben machen soll. Neben offensichtlichen finanziellen Konsequenzen gibt es noch andere Aspekte, die du speziell bei grossen Fensterfronten- oder Formaten beachten musst. Auch wenn dir Hochglanz-Magazine Wohnzimmer mit Wänden aus rahmenlosem Glas schmackhaft machen wollen, lohnt es sich, diesen Trend kurz zu hinterfragen.
Es wird zum Beispiel nicht selten die Tatsache übersehen, dass sich diese bei Tageslicht super-spektakulären Fensterfronten nach Sonnenuntergang in ein grosses, gähnendes schwarzes Loch verwandeln. Dieser Effekt verschärft sich in den Wintermonaten, wenn es schon um die Abendessens-Zeit dunkel wird.
Eine schöne, grosse Fensterfront verwandelt sich in der Nacht in ein grosses, schwarzes Loch
Grosse Fenster sind lichttechnisch wertvoll für einen Raum, aber mit ’normal-breiten‘ Fenstern kannst du für weniger Geld, auch ein Fensterfront-Effekt erzielen. Anstatt dass du auf klobige Hebe-Schiebefenster setzst, kannst du zum Beispiel mehrere aneinandergereihte Fensterflügel wählen. Diese können einfacher und unabhängig voneinander bedient und beschattet werden. Zudem bist du weniger exponiert als hinter einer riesigen Glasscheibe, gewinnst also Privatsphäre.
Du siehst, es gibt gute Gründe, die klassische Balkonschiebetür durch eine Fensterkombination zu ersetzen. Denn was man nicht vergessen darf: die Fenster tauchen wieder in der Fassade auf.
Fenster und deren Positionierung in der Fassade
Eine Fassade wirkt ruhiger und entspannter, wenn gleiche Fensterformate verwendet werden. Ausnahmen machen die Fassade zwar spannend, sollten aber fein abgestimmt werden auf die anderen Formate. Bei einer Abweichung sollte es zumindest mit ihnen verwandt sein. Eine Verwandtschaft kann zum Beispiel eine mit den anderen Formaten übereinstimmende Breite oder Höhe sein.
Eine ‚wilde‘ Fassade aus verschiedenen Formaten ist schwieriger als Ganzes zu lesen. Das Auge bzw. das Gehirn kann sich nicht entscheiden, auf welches der zahlreichen Ausnahmen es sich konzentrieren soll – und reagiert im ersten Moment ein wenig irritiert.
(Dieser Beitrag ist aktuell noch in Bearbeitung und wird laufend durch Themen erweitert… ich bitte um Geduld!)