Unter den Millionen von möglichen Grundrisskonfigurationen gibt es für mich zwei Haupt-Ansätze: Klassisch und Moderner Grundriss. Oder man könnte auch sagen: Grundriss mit einem leeren Mitte (klassich), oder einer besetzten Mitte (modern). Keiner der Grundriss-Arten ist besser oder schlechter als der Andere, es sind einfach andere Ansätze mit entsprechenden Vor- und Nachteilen.

Klassische Grundrisse

Bei Klassischen Grundrissen sind alle Räume ähnlich gross und werden von einem zentralen Verteilerraum in der Mitte erschlossen. Teilweise werden die Zimmer sogar untereinander noch zusätzlich mit einer Türe verbunden, so dass ein ‚Rundlauf‘ entsteht.

Ähnlich grosse Räume heisst, dass sie nutzungsneutral möbliert werden können. So kannst du eine Wohnung auch mal zu einem Büro oder Praxis umwandeln, oder eine 3.5 Zi Wohnung in eine 4 Zimmer-WG. Diese Art von Grundriss findest du oft bei Mehrfamilienhäusern oder Stadtwohnungen. Der klassische Grundriss kann wunderbar gestapelt werden, und funktioniert in der gleichen Konfiguration mit unterschiedlichen Anzahl Zimmern oder anderen Zimmergrössen immer noch hervorragend. Historisch bedingt haben die Räume Spannweiten von 3-4 Meter, welche früher problemlos mit Holzbalkendecken überspannt werden konnten.

Die Art der Deckenüberspannung bestimmt die Raumgrösse

Rigide ist das neue Flexibel

Was rigide anmutet ist in Tat und Wahrheit äusserst flexibel! In meinen Augen wird gerade bei modernen Grundrissen die gestalterische Nachhaltigkeit total vernachlässigt. Während die materielle Nachhaltigkeit der Umgang mit den Baustoffen betrifft, beschäftigt sich die gestalterische Nachhaltigkeit mit der Frage, wie Architektur so gestaltet werden kann, dass sie über Generationen genutzt wird inkl. Nutzungswechsel. Denn nur so wird gewährleistet, dass das Haus oder Gebäude genug lang bestehen bleibt, um den Einsatz der Ressourcen zu gewährleisten.

Wie dem auch sei, klassische Grundrisse mit zentralen Verteilerräumen sind in Punkto gestalterische Nachhaltigkeit super! Unterschiedliche Wohnungsgrössen? Gewerbliche Büros? WG? Bei Bedarf separates Esszimmer oder Büro? Klavierzimmer? Alles kein Problem. Deinen Wünschen sind keine Grenzen gesetzt!

Klassisch ist alles andere als Langweilig

Klassische Grundrisse müssen sich oft der Kritik aussetzen, dass sie langweilig sind. Ich gestehe, dass so ein Grundriss auf den ersten Blick kein Feuerwerk an Inspiration und Kreativität entfacht. ABER es ist ja nur die Basis! Wer sagt, dass du nicht damit spielen kannst? Schlage einen fast wandbreiten Durchgang in eine Wand und verbinde zwei Räume zu einem grösseren, der immer noch in zwei Segmente unterteilt ist.

Ausserdem stehen dir eine riesige Bandbreite an Gestaltungselementen zur Verfügung: Sichtachsen, Hohe Zimmertüren für ein elegantes Erscheinungsbild, Fenster im Hochkant-Format, Französische Balkone, etc.

Moderne Grundrisse

Moderne Grundrisse passen sich individuell an der vorgeschriebenen Nutzung an. Da die Räume dann einer bestimmten Nutzung zugeordnet sind, können sie weniger einfach voneinander abgetrennt, untereinander getauscht, oder gar ganz neuen Nutzungen zueordnet werden. Im unteren Beispiel könnte zum Beispiel das Wohnzimmer nicht als Zimmer abgetrennt werden, da es als Durchgangsraum für die Zimmer unten rechts und links fungiert. Es bleibt also zwingend ein Wohnzimmer oder anderer Durchgangsraum.

Ein grosser Vorteil hingegen ist, dass mit der richtigen Konfiguration luftig und elegante Raumsequenzen entstehen. Aber es muss gesagt werden: Diese Art von Grundrissen sind schwer, richtig gut hinzukriegen. In meinem schnell gezeichneten Grundriss haben beispielsweise die zwei linken Zimmer absolut keinen guten Platz, um einen Schrank zu stellen. Würden jedoch die Türen von der Fassade weiter hineingerückt (zum beim Zimmer unten links), wird das Wohnzimmer noch mehr zu einem Durchgangsraum. Es entstehen immer Kompromisse. Diese gezielt zu eliminieren, macht die Kunst des Grundriss-entwerfens aus und beschäftigt die Architekten tagtäglich.

Die grosse Stärke von modernen Grundrissen liegt in ihrer Individualität

Die grosse Stärke jedoch von dieser Art Grundriss ist, dass man extreme Anpassungen machen kann aufgrund vom Kontext. Dein Haus steht am Hang und hat eine spektakuläre Aussicht? Kein Problem, deine ganze Hausfront wird zum Wohnzimmer (übrigens aus meiner Sicht ein wunderschönes Beispiel für einen modernes Haus) um der Aussicht gerecht zu werden. Auch sind viel grössere Spannweiten möglich, da bei solchen Grundrissen sowieso meist ein Stützen-Platten-System zur Anwendung kommt. Ob ganz kleine Zimmer oder ganz grosse, alles kann irgendwie passend gemacht werden.

Seitenbemerkung: Was mich persönlich immer stört, sind diese Badzimmer ohne Fenster. Klar gibt es Haustechnik zum abwinken, welche genau dieses Problem der Lüftung eines abgeschlossenen Raumes löst, jedoch finde ich das unbefriedigend. Es geht nichts über ein Fenster, welches man 5 min stosslüften kann und für natürliches Licht sorgt. Aber hey, das ist mein persönliches Problem…

Klassisch vs. Moderner Grundriss: Vor- und Nachteile

Nun zu den Vor- und Nachteilen. Die Liste ist natürlich subjektiv, persönlich und keinesfalls vollständig. Aber es gibt einen Anhaltspunkt, worin die Stärken und Schwächen der beiden Ansätze liegen.

Fazit: Was ist besser?

Ganz ehrlich: Meine Überzeugung ist, dass man mit einem konzeptuell starken, ausgeklügelten modernen Grundriss die ultimative, wahnsinns-geile Wohnung hinkriegt. Nur ist das halt sehr schwierig – und führt im Fall von einem unglücklichen Grundriss zu unangenehmen, unbehaglich wirkenden Räumen, wo du dich nicht wohl fühlst.

Hingegen sind klassiche Grundrisse ‚Dubeli‘-sicher. Du kannst fast nichts falsch machen!

Also Klassisch vs. Moderner Grundriss? Wenn modern, dann richtig, sonst bist du klassisch auf der sicheren Seite.