Geländer sind aus irgendeinem, mir nicht ganz nachvollziehbaren Grund etwas vom Schwierigsten beim Entwurf eines Gebäudes – seien das Balkongeländer oder Absturzsicherungen im Garten bzw. Umgebung. Schöne Geländer-Beispiele sind rar, und noch schwieriger ist es, selber etwas Schönes zu entwerfen.

Vielleicht liegt es daran, dass kaum ein Bauteil so umfangreich normiert ist wie das Geländer als Absturzsicherung. Verständlich! Dennoch sollte man meinen, dass es gerade dieser enger Spielraum spannend macht, etwas zu gestalten. Ja und nein. Denn die allermeisten Geländer sind einfach nicht schön! Nichts desto trotz sammle ich fortlaufend schöne Geländer-Beispiele aus dem Alltag, und möchte sie dir nicht vorenthalten.

Grundsätzlich möchte ich vier Kategorien unterscheiden:

• Umgebungs-Geländer (Gartenzäune, Handläufe etc.)
• Balkongeländer
• Fenstergeländer / Absturzsicherungen
• Terrassengeländer

Schöne Umgebungs- Geländer

Einfaches, aber elegantes Garten-Geländer

Dieses Beispiel habe ich in Höngg, Zürich angetroffen. Eigentlich sehr klassisch mit der Rautenform, aber gleichzeitig wunderbar primitiv (im guten Sinne) ausgeführt. Einfache, aufeinandergeschweisste Flachstahlprofile – herrlich! Und als Bonus ist das Geländer so flach, dass man es problemlos auch biegen kann.

Einzig müsste wahrscheinlich bei den vertikalen Pfosten noch Verstärkungen angebracht werden, um heutigen Anforderungen an Absturzsicherheit gerecht zu werden. Für einen Balkon wäre es nicht erlaubt (auch weil es durch die zu grossen Rautenlöcher als besteigbar gilt), jedoch im Garten wunderschön.

Fan bin ich auch von dieser Art Abgrenzung (was nicht mehr zu Geländer oder Absturzsicherungen zählt – mehr zu Gartenzaun). Aber es hat eine luftige Unverbindlichkeit, und etwas spielerisches, was im Kontext mit den riesigen Bäumen am Platzspitz aus meiner Sicht gut zusammenpasst. Und es hat etwas primitives, archaisches – was mir anscheinend gefällt.

Schöne Balkongeländer

Ausgeklügeltes Balkongeländer mit Blickschutz

Das Gebäude von Chebbi Thomet Bucher Architektinnen befindet sich auf meiner Kinderwagen-Route, und entsprechend habe ich es schon von fern, nah und jedem Winkel studiert. Was mir jedes mal dabei auffält, ist das schöne Balkongeländer. Es ist nicht aufdringlich, sondern nimmt sich durch die feinen Stäbe zurück. Im unteren Bereich wird es dichter als es müsste (max. 12cm Abstand), und agiert so als Blickschutz gegen vorbeispazierende Passanten, ohne eine geschlossene Fläche zu bilden.

Extentrisch frech, aber stimmig

Der geschwungene Balkon für dieses ältere Gebäude wurde offensichtlich zu einem späteren Zeitpunkt angebracht. Ich finde, dass das leicht extrentrische Geländer mit seinen Zacken ein wenig gut vertragbare Spannung in die Fassade bringt – welche sonst sehr zurückhaltend wirkt. Dass das Geländer feuerverzinkt ist, verstärkt diesen frechen Eindruck auf der alten Fassade nur noch mehr.

Fenster-Geländer

Leicht geschwungenes Französisches Fenster-Geländer

Streng genommen ist das natürlich kein Balkongeländer, aber ich kann es mir gut auch als Solches vorstellen. Beim gleichen Gebäude wie vorhin, einfach als simple Absturzsicherung für das Französische Fenster. Speziell bei Französischen Fenster finde ich es wichtig, dass das Geländer fein genug ist, um den Blick von innen nach aussen nicht allzusehr einzuschränkten. Ansonsten droht das Gefühl, hinter einem Gitter gefangen zu sein. Was in diesem Beispiel nicht der Fall ist: fein, elegant, nicht aufdringlich – was will man mehr.

Simple Absturzsicherung

Das gleiche Geländer, an zwei unterschiedlichen Gebäuden. Sobald das Fenster eine bestimmte Höhe hat, kann oft nur mit einer Absturzstange operiert werden.

Terrassen-Geländer

Ich sehe über Pläne gebäugte, händeringende Metallbauer vor meinem Geistigen Auge. Dieses Geländer funktioniert vermutlich nur dadurch, dass es mit dem Unter- und Obergurt/Handlauf eine Art ‚Ring‘ bildet und so nicht gegen aussen gekippt werden kann. Aber für ein Terrassengeländer ist es wahnsinnig filigran.