Zu wenig Zeit?

Zeit ist ohne zweifelsfrei unsere wertvollste Ressource, noch vor Geld. Wenn sich jemand darüber beklagt, er oder Sie habe zu wenig Zeit, dann habe ich mich schon dabei erwischt, wie ich diese Person fragen wollte, ob sie ihre Zeit denn am Besten einsetze.

Aber nicht im Sinne von Effizienz und Optimierung. Sonder im Sinne von Wertschöpfung.
Ich finde es befremdlich, wenn nicht sogar falsch, meine Zeit optimieren zu wollen. Lange war ich der Meinung, dass ich das tun müsse. Doch schon der Gedanke daran löst paradoxerweise ein Stressgefühl aus. Eine Art Angst, das Leben unerfüllt an sich vorbei ziehen zu sehen – weil man seine Zeit nicht optimal und effizient eingesetzt hat

Ich weis nicht, wie es Dir geht – aber mich erschlägt manchmal aus heiterem Himmel eine Art ‚existentielles Bewusstsein‘. Die enorme und ein wenig melodramatische Erkenntnis, dass ich jetzt in diesem Moment irgendwo auf meiner Lebensspanne von (hoffentlich) einigen Jahrzehnten existiere.
Jetzt genau in diesem Znüniraum einer Schreinerei, genau an diesem Tisch, während ich auf Jemanden warte, um etwas zu besprechen.
Vergangenheit, Jetzt und Zukunft werden mir dann intensiv bewusst und zwingen mich dazu, kurz zu analysieren, wie ich überhaupt in diesem Moment gelandet bin.

Zeit mit schalem Beigeschmack

Und Eines wird mir jedes Mal klar. Egal, ob mich diese ‚existentiellen‘ Momente auf dem Weg in die Migros erwischen, im Zug oder beim Sport halbwegs unter einer schwitzigen, fremden Person begraben (Brazilian Jiu Jitsu in seiner feinsten Form).
Es sind die qualitativen Momente, an die man sich dann erinnert . Und auch in Zukunft erinnern wird. Es ist das aktive Experimentieren mit verschiedenen beruflichen neu-Orientierungen, welche mich hier in diesen Znüniraum eines Handwerksbetriebes gebracht haben. Es ist die Summer aller Dinge in meinem Leben, welche leicht (oder weit) ausserhalb meiner Komfortzone waren, welche zu diesem Leben in diesem Moment geführt haben – inklusive aller Freundschaftlichen Beziehungen, welche ich je aufgebaut habe.

Was sicher nichts dazu beigetragen hat, ist das Scrollen auf Instagram. Das Schauen von Youtube-Videos mit Clickbait-Titeln. Das endlose Klicken durch Meme-Websites (es gab da eine Phase, auf die ich nicht stolz bin). Es ist auch nicht das Gucken von Serien oder Filmen auf Netflix. In Retrospektive gab es vielleicht eine Handvoll Filme, die meine Einstellung oder mein Leben nachhaltig beeinflusst haben. Im Gegensatz zu Büchern, welche das regelmässig tun. Letztens zum Beispiel der Roman ‚Midnight Library‘ von Matt Haig.
Diese investierten Stunden haben meinem Leben – etwas überspitzt formuliert – nichts von Wert hinzugefügt.

Qualität vs. Quantität

Ich will meine Zeit (sprich mein Leben) gar nicht optimieren. Sondern mit Dingen verbringen, die für mich irgendeinen Wert beinhalten. Klar hat auch Entertainment einen gewissen Wert, aber einen mit Beigeschmack. Ich fühle mich nie gut, inspiriert oder motiviert nach der Konsumation von Instagram, Netflix oder Meme-Sites. Diese Dinge hinterlassen ein schales Gefühl einer gedämpften, stumpfen Realität.

Nicht so bei den wertvolleren Eindrücken. Nach einem interessanten Podcast fühle ich mich motiviert und inspiriert. Ein gutes Buch bietet Entertainment ohne schalen Nachgeschmack. Ein angeregtes Gespräch beflügelt geradezu die eigene Kreativität.
Ich will mehr davon!
Ich will mein Leben und meine Zeit mit Dingen verbringen, die mir wichtig sind.
Ich will kein optimiertes Leben, sondern eines von Wert.

Was bedeutet für dich wertvolle Zeit?

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