Bessere Entscheide treffen

Manchmal gibt es einfach Entscheide, wo Du in der Planung stecken bleibst. Du hast schon mehrere Optionen untersucht, aber kannst Dich einfach nicht für das Eine oder Andere entscheiden?

Meine Lieblings-Strategie, um mich aus solchen Situationen wieder rauszuwinden heisst: Das Medium wechseln! Es gibt nicht nur Entwerfen im Plan. Sondern auch in Textform, in Diagrammen, in Zeichnungen, als Modell! Das Medium zu wechseln (und sei es nur für fünf Minuten) wird Dir das gleiche Problem aus einer völlig neuen Sicht aufzeigen. Aus dieser neuen Sicht lässt sich dann auch ein Entscheid leichter fällen. Einige dieser Optionen sind:

  • Text
  • Mindmap
  • Kuchendiagramm
  • Pläne
  • Modell
  • Skizze

Versuche zum Beispiel, ein Plan-Problem als Text zu formulieren. Oder die Schwierigkeit als Mindmap oder Kuchendiagramm darzustellen. Oder aus Papier ein grobes Modell zu bauen. Du kannst auch versuchen, eine Skizze vom Rauinneren bzw. dem Problem zu machen. Nichts von alledem muss perfekt sein. Es geht lediglich darum, dass Du einen Perspektivenwechsel machst.

Konkretes Beispiel

Im Folgenden möchte ich Dir als Trick meine Lieblingsstrategie anhand eines konkreten Entwurf-Beispiels erklären. 

Aktuell habe ich Schwierigkeiten, für mein Projekt02 die Innenmöblierung zu entwerfen. Angedacht ist das eher radikale Konzept einer Möbelwand vor einem sonst leeren Raum (dazu der Artikel ‚Radikale Grundriss-Konzepte‘), und diese Möbelwand soll alles Nötige vereinen. Ich habe schon verschiedenste Ansichten in Plan-Form gezeichnet, aber komme auf keinen grünen Zweig. Es scheint mir fast, als dass es einfach zu viele Möglichkeiten gibt, und keine ist wirklich besser als die Andere.
Die konkreten Probleme:

  • Zum Kochen gibt es keinen Platz
  • Ich möchte alles auf einen sehr niedrigen Niveau, also keine Kochnische auf 90cm. Das ist mir sehr wichtig, da ich mich hauptsächlich auf Bodenniveau bewege. Es gibt keine Möbel, und der Boden ist mit Tatami-Matten ausgelegt.
  • Das wiederum heisst, dass das Kochen (und das Waschbecken, was ich auch will) in der Wand drin seitlich sein muss. So ist diese zu hohe Arbeitshöhe abgewandt vum Hauptraum.
  • Die Wand ist aber nur ca. 35cm tief, also… herzlich wenig Platz!
Architektieren_KommeNichtWeiter_Skizze01

medium wechseln

Ich komme nicht weiter, also wechsle ich das Medium.

Als Erstes rekapituliere ich. Was will ich schon wieder? Wenn Du den Artikel ‚Finde heraus, was Du willst, BEVOR du planst‘ gelesen hast, dann weisst Du auch welche Methoden es gibt. Wenn Du ihn noch nicht gelesen hast: Unbedingt jetzt lesen! 

Also, was will ich denn? Ich muss noch einmal mithilfe der Mothoden rekapitulieren. Da die Möbelwand eher funktionale Aspekte erfüllen soll (und das auch gleichzeitig die Schwierigkeit ist) entscheide ich mich für die eher pragmatischen Methoden Mindmap und Kuchendiagramm. Danach will ich aufschreiben, welche Prioritäten sich herauskristallisiert haben.

Architektieren_KommeNichtWeiter_Skizze02

Als erstes das Mindmap. Ich schreibe alles auf, was mich an dem Problem beschäftigt und umrande die Begriffe, die mir wichtig sind. Ich mache mehrere Runden, überlege noch einmal, streiche nicht funktionierende Ideen durch und sehe zum Schluss besser, was mir wichtig ist.
Das Bücherregal hat offensichtlich Priorität, schliesslich soll das Tiny Haus ein Ort zum Schreiben und Lesen werden. Dann ist die Verbindungstür zum externen Bad essentiell, sonst funktioniert das ganze Möbelwand-Konzept nicht (ich will ein Bad, aber nicht im gleichen Raum! Deshalb wird das Bad angedockt).

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Als nächstes versuche ich mich an einem kleinen Kuchendiagramm und merke, dass mir der Kochteil tatsächlich nicht so wichtig ist. Da ich aber weiss, dass das meinem Freund wichtig ist, möchte ich die Küche nicht ganz streichen. Ich analysiere in einem separaten Kuchendiagramm die Küche. Wahrscheinlich werde ich keine 5-Gang-Menus kochen. Entsprechend muss keine ganze Küche her, und könnte vielleicht sogar nur temporär verfügbar sein – oder punktuell (wenn etwas grösseres geplant ist) erweitert werden. So habe ich keine riesige Küchenzeile, die meine ganze Wand blockiert – aber nur selten genutzt wird.

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erkenntnisse

Nach der Analyse der zwei Methoden habe ich tatsächlich neue Erkenntnisse gewonnen. Wenn ich ehrlich bin, sehe ich keine Möglichkeit, das Kochen noch in die schon vollbepackte Möbelwand zu integrieren! Vielleicht muss ich das auch nicht? Ich realisiere, dass man die Küche am besten aus dem Möbel auslagert in Richtung Ofen. Der Ofen ist sonst das einzige Objekt, welches nicht in die Möbelwand integriert ist, da ich ihn nicht im Rücken haben möchte, sondern anschauen will.

Ein weiterer Vorteil dieses Entscheids ist, dass der ‚Küchenausbau‘ flexibel bleibt. Man könnte später noch upgraden, wenn mein eher minimalistischer Koch-Ansatz doch nicht genügt. Ich müsste vielleicht im Boden eine Steckdose einlegen (oder gleich einen kleinen Schacht machen für Leitungen). Als Konsequenz wird das Projekt besser, und ich kann getrost die Möbelwand weiter entwerfen, ohne den Küchenkram auf brechen und biegen noch irgendwie integrieren zu müssen.

Ich bin zufrieden! Der Wechsel auf ein neues Medium (von Plan auf Diagramme und Mindmaps) hat mich tatsächlich auf total neue Ideen gebracht!

Bei welchen Entscheiden bist Du schon festgesteckt? Hast Du andere Strategien, wie Du Dich wieder aus solchen Situationen befreist?

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